Geld für Konzerne, Kommunen tot gespart: Die Situation bei kommunalen Arbeitgebern in Hessen

veröffentlicht am: 1 Mai, 2014

Mandy und Tatjana (Namen geändert) arbeiten in einem Frankfurter Krankenhaus. Sie sind 24 und 25 Jahre alt und anästhesietechnische Assistentinnen. „Wir haben zu unserer normalen Regelarbeitszeit sechs Bereitschaftsdienste im Monat, die fangen um 13 Uhr an und gehen bis zum nächsten Tag um 8:00 Uhr morgens“, berichtet Mandy.
„Wenn man am Ende alles zusammenrechnet, arbeiten wir im Bereitschaftsdienst fast 7 Stunden umsonst – und das, obwohl wir zu jeder Tages- und Nachtzeit 100% leisten müssen.“
„Es ist einfach eine Frechheit, wie man dafür bezahlt wird. Immerhin geht es um Menschenleben, und die Verantwortung, die wir da tragen, ist enorm.“
"12 € Mindestlohn? - jetzt sofort! Leiharbeit verbieten? - jetzt sofort! Ausbildungsplätze? - jetzt sofort!"

Zweit- und Drittjobs – das ist die Regel
Doch Mandy und Tatjana sind nicht die einzigen Beschäftigten im öffentlichen Dienst, bei denen es am Ende des Monats knapp mit dem Geld wird. Nuray, Susanne, Bianca und Tina sind zwischen 24 und 42 Jahre alt und arbeiten als Erzieherinnen in Wiesbaden. 3 von ihnen arbeiten nebenher – obwohl sie einen Vollzeitjob haben. „Ich bin heute hier, weil ich nicht möchte, dass meine Kolleginnen neben der Arbeit noch bei Rewe an der Kasse sitzen müssen. Viele Erzieherinnen haben einen zweiten oder Drittjob“ sagt Susanne. Das Geld reicht vorne und hinten nicht. Und auch der 23-jährige Emil (Name geändert) kämpft für diese Lohnerhöhung. Er arbeitet als Integrationshelfer bei der Stadt Frankfurt. „Wir werden mit einem Gehalt von einem Ungelernten bezahlt. Aber diese Arbeit – die kann ein Ungelernter nicht machen. Da wird beschlossen, dass man Integration in der Schule umsetzen will und dann wird einfach kein Geld zur Verfügung gestellt.“
„Es ist schwierig, von angemessen zu sprechen, aber es ist auf jeden Fall ein Anfang“, sagt auch Tatjana zu der Forderung von 100€ plus 3,5%, die die Gewerkschaften in den letzten Tarifverhandlungen gestellt hatten.
 
Auszubildende als Billigarbeitskräfte?!
Besonders unsicher ist die Situation für Auszubildende: Wie Mandy berichtet, werden im Krankenhaus immer mehr Auszubildende als Vollzeitkräfte benutzt, müssen zum Teil ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten und arbeiten nur in einem sehr kleinen Teil, in dem sie kaum etwas lernen. Und das für Billiglöhne.ÖffDienstStreik1
Dimitri macht eine Ausbildung zum Industriemechaniker bei der Stadt Frankfurt. Für ihn ist die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung ein Muss. „Ich bin 23 Jahre alt und ich möchte eine sichere Zukunft haben, mein Leben leben, eine Wohnung haben, Familie gründen.“ Und auch der 21-jährige Paul (Name geändert), der als Azubi bei den städtischen Bühnen arbeitet, bangt um seine Zukunft.
 
Offene Stellen
Gleichzeitig gibt es auch in der Stadt Frankfurt immer mehr offene Stellen. Das heißt, die verschiedenen Bereiche der Stadt werben sich gegenseitig die Beschäftigten ab. Und das bedeutet für die Kolleginnen und Kollegen immer häufiger Überstunden. Darüber hinaus werden zum Teil keine Praktikanten für ein Anerkennungsjahr angenommen oder es werden gleich weniger Ausbildungsplätze angeboten. Die Chance für Jugendliche auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz bei der Stadt Frankfurt? Schlecht.
 
Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienst
Die Stadt Frankfurt und andere Kommunen folgen damit ganz den Vorschlägen im sogenannten „Haushaltskonsolidierungsplan“. Das hessische Innenministerium hat da ganz kreative Vorschläge für Sparmaßnahmen: Das Festlegen einer maximalen Übernahmequote nach der Ausbildung, Wiederbesetzungssperren, nur noch interne Stellenausschreibungen, statt festen Beschäftigten lieber Leiharbeiter einstellen, Festlegung einer bestimmte Anzahl von gestrichenen Stellen pro Jahr und mehr.
Doch ein Staat, der Milliardenpakete für Banken und Konzerne ausgibt, der hat Geld. Er gibt es nur woanders aus. Mit Schuldenbremse und jetzt mit dem hessischen Haushaltskonsolidierungsplan wird klar, auf wen die Kosten für diese Milliardenpakete abgewälzt werden: Auf die arbeitende und lernende Bevölkerung.
Wir sagen: Unsere Zukunft statt eure Profite und fordern: 

  • Mindestlohn von 12 € statt Zweit- und Dritt-Job!
  • Hin zur 30-Stunden-Woche statt geplantem Stellenmangel!
  • Unbefristete Übernahme statt Unsicherheit in der Ausbildung!
  • Ausbildungsplätze statt Geld für Banken und Konzerne!

Mehr Infos zu unseren Forderungen gibt’s in unserem Ausbildungsgesetz!
 
 
 

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