"Bundeswehr raus aus Schule, Arbeitsamt und Uni!" Ostermarsch-Rede von Freya

veröffentlicht am: 9 Apr, 2016

 

Ich bin Freya, Schülerin 16 Jahre und spreche für das Ostermarschjugendbündnis
Im letzten Jahr hat die Bundeswehr mit ihren Veranstaltungen 160.000 Menschen erreicht. Vor allem seitdem es keine Wehrpflicht in Deutschland mehr gibt, ist die Bundeswehr darauf angewiesen Werbung zu machen. Das zeigt doch: Niemand wünscht sich freiwillig einen Beruf bei der Bundeswehr, vor allem nicht als Soldat. Aber die 300.000 fehlenden Ausbildungsplätze jährlich in Deutschland spielen der Bundeswehr da natürlich in die Hände. Die Landesregierung Hessen sichert der Bundeswehr das Recht aufs Klassenzimmer mit dem sogenannten Kooperationsvertrag sogar zu. Jugendoffiziere werden in den Fächern Geschichte, Politik und Wirtschaft sowie Erdkunde, Ethik und Religion eingesetzt. Angebote sind außenpolitische Vorträge, Truppenbesuche, „Informationsveranstaltungen“ ,mehrtägige Seminare oder Auftritte auf Berufsmessen. Neu ist, dass alle 17 jährigen in Deutschland einen Brief von der Bundeswehr bekommen wo ihnen die Arbeit bei der Bundeswehr als Abenteuer und gesellschaftliches Engagement angepriesen wird.
Die Bundeswehr wirbt immer mehr für sich, was nicht in unserem Interesse als Schüler und Jugendliche ist. Der Beutelsbacher Konsens legt die Grundsätze für Unterrichtsinhalte fest. 1. Schüler sollen nicht mit einer Meinung überrumpelt werden. 2. Dinge, die in der Gesellschaft kontrovers diskutiert sind, müssen im Unterricht kontrovers dargestellt werden. 3. Schüler sollen die Möglichkeiten haben, ihre eigenen Interessen auch bei politischen Konflikten zu erkennen. Diese Prinzipien werden bei Unterrichtsbesuchen von Jugendoffizieren aber nicht gewahrt. Wenn da ein rhetorisch geschulter Jugendoffizier lebendig erzählt, ist eine eigene Urteilsfindung schwierig. Krieg ist ein kontrovers diskutiertes Thema in der Gesellschaft, der überwiegende Teil der Bevölkerung lehnt ihn ab. Und trotzdem wird das nicht kontrovers dargestellt, wenn Jugendoffiziere eingeladen werden, aber die andere Seite sich so gut wie nie angeschaut wird. Wenn jemand im Klassenzimmer über die Wichtigkeit der Auslandseinsätze der Bundeswehr für Deutschland spricht, über seinen Beruf erzählt und über die Frage redet, ob man Soldat und Christ gleichzeitig sein kann, dann ist das sehr wohl schmackhaft machen des Berufes. Zahlen zu Traumatisierung von Bundeswehrsoldaten, die aus Auslandseinsätzen kommen werden nicht genannt oder dass es passieren kann, dass man den Befehl bekommt, auf Zivilisten oder Menschen generell zu schießen. Ist es nicht Indoktrination, wenn jemand von der Bundeswehr (die in ihren Papieren über die Verteidigung von wirtschaftlichen Interessen der deutschen Konzerne bei Bundeswehreinsätzen schreibt) uns angeblich objektiv etwas über Auslandseinsätze erzählen will oder das Strategiespiel der Bundeswehr für Schüler POLIS so funktioniert, dass man begreifen soll, dass Krieg notwendig wäre, während nicht über wirtschaftliche Interessen am Krieg, die Kriegsursachen und die Verhinderung von Krieg gesprochen wird.
Krieg ist auch nicht in unserem Interesse:

  • 1. Ist es nicht in unserem Interesse, weil das Geld was für die Rüstung ausgegeben wird, für unsere Jugendzentren, Schwimmbäder und marode Schulen fehlt. Es kann doch nicht sein, dass im Jahre 2016 40 Milliarden für die Bundeswehr ausgegeben wird, aber kein Geld da ist um allen Schülern das Schulticket zu bezahlen, ein kostenloses Mittagessen und immer mehr an Schulen und im kulturellen Bereich gespart wird. An Kriegseinsätzen verdienen nur deutsche Konzerne, was offen zugegeben wird
  • 2. Ist es nicht in unserem Interesse, zur Bundeswehr zu gehen. Die Arbeitsbedingungen sind mies: Mobbing, sexuelle Belästigung und unwürdiger Drill sind bei der Bundeswehr an der Tagesordnung. Wenn man sich verpflichtet, kann die Bundeswehr einen einsetzen wo sie will. Die meisten Soldaten kommen traumatisiert aus Auslandseinsätzen zurück oder aber er nur mit halben Körper.
  • 3. Der Krieg wird nicht für die Menschen geführt. Weiterhin liefert Deutschland über Saudi-Arabien an den IS Waffen und die PKK, die am konsequentesten gegen den IS kämpfen werden weiterhin kriminalisiert, nicht unterstützt. Wer Frieden will, darf den Krieg nicht säen. Wir sind es auch den Jugendlichen in den Krisengebieten schuldig eben nicht durch Krieg alles schlimmer zu machen. Z.B. Erst nach eingreifen ausländischer Armeen ist in Libien das Gesundheitssystem zusammengebrochen.


Wir müssen uns gegen die Werbung der Bundeswehr wehren und deswegen müssen wir in Sven und dort wo wir sind, die Bundeswehr auf Berufsmessen und in den Schulen stören.
Wir fordern:

  • Bundeswehr raus aus Schule, Arbeitsamt und Uni!
  • Stopp aller Rüstungsexport und Bundeswehreinsätze!
  • Bildung für den Frieden!
  • Geld für die Jugend, die Flüchtlinge!
  • Stop Wars- Gemeinsam gegen ihre Kriege!

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