Kein Geld für Bildung in Hessen

veröffentlicht am: 31 Dez, 2015

images1An unseren Schulen erleben wir zunehmenden Leistungsdruck, Aussortieren nach der 5.Klasse, marode Schulen, zu große Klassen und überforderte LehrerInnen. Chancengleichheit gibt es in unserem Bildungssystem nicht wirklich, man lernt für Prüfungen, den Arbeitsmarkt, nicht aber fürs Leben und unsere Interessen. Schulen werden kaputtgespart. Und was macht die Landesregierung? Sie plant weitere Sparmaßnahmen bei LehrerInnen ab dem nächsten Schuljahr in der gymnasialen Oberstufe, Grundschulen und beruflichen Gymnasien. Im nächsten Jahr sollen in Hessen insgesamt 300 Stellen gestrichen werden. Angebliche Begründung ist, dass man mehr Personal für Inklusion, Deutschunterricht für Flüchtlinge und den Ausbau von Ganztagsschulen braucht. De facto sind es aber Kürzungen, denn die Stellen für Inklusion etc. sind unabhängig von den Kürzungen notwendig und wichtig. Die hessische Ganztagsbetreuung wird durch den sogenannten „Pakt für den Nachmittag“ auch nicht besser. Der „Pakt für den Nachmittag“ ist eine Initiative der Regierungskoalition. In diesem Projekt sollen Land und Schulträger angeblich gemeinsam für ein verlässliches Bildungs- und Betreuungsangebot an Grundschulen und Grundstufen von Förderschulen sorgen. Ziele seien mehr Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine bessere individuelle Förderung. Spoiler: Diese Ziele werden und wurden nicht erreicht und es gab auch keine ernsthaften Bemühungen, diese Ziele wirklich zu erreichen.Zu wenige Schulen können Ganztagsbetreuung wegen fehlender Infrastruktur anbieten (hierfür wird mal wieder kein Geld ausgegeben) und die Kosten werden wieder auf die Kommunen und die Eltern abgewälzt. Ernsthafte Bemühungen von der Politik sieht man nicht. Wie kann man denn von Bildungsgerechtigkeit reden, wenn die Ganztagsbetreuung wieder vom Geldbeutel der Eltern abhängt?
Situation von Flüchtlingskindern und Inklusion
Flüchtlingen wird der Schulbesuch systematisch verwehrt. Bevor sie zur Schule gehen dürfen, müssen sie monatelang in Flüchtlingsunterkünften ausharren und nur von ehrenamtlicher Seite kommt Hilfe. Hessen ist bundesweit Schlusslicht, was Inklusion angeht und das liegt auch an einer beschissenen Ausbildung der LehrerInnen und daran, dass viel zu wenig Geld dafür ausgegeben wird. Statt aber Geld in Bildung für alle Kinder und Jugendlichen zu investieren, wird so getan, als ob nur Geld für Flüchtlinge da sei. Aber für Banken und Rüstung ist gleichzeitig immer Geld da. Wir werden gegeneinander ausgespielt. Die Probleme löst man aber nicht dadurch, dass man anderswo mehr Probleme schafft. An Grundschulen werden insgesamt 140 Stellen in Hessen gestrichen und für Inklusion wieder neue geschaffen. Ein Taschenspielertrick: Denn Grundschulen müssen weiterhin mit der gleichen Anzahl von Lehrern klar kommen und es bessert sich nichts.
300 StellenstreichungenProtest-gegen-Lehrermangel
Was heißen diese 300 gestrichenen Lehrerstellen jetzt für uns? In Oberstufen werden bspw. 13 Wochenstunden pro 100 SchülerInnen ausfallen. Folgen dieser Stellenstreichungen für die Oberstufe sind des Weiteren weniger Kursangebote, größere Kurse und die Streichung von Angeboten wie AGs. Also könnten ab nächstem Jahr schon an manchen Schulen kein Chemie, Physik oder Musik Leistungskurs mehr angeboten werden und andere Fächer komplett wegfallen. Die Streichungen heißen an großen Gymnasien bis zu vier LehrerInnen weniger. Das Wahlangebot wird eingeschränkt und die Kurse werden zunehmend größer. Statt in der Schule in kleinen Klassen lernen zu können, werden dann immer mehr SchülerInnen auf teure Nachhilfe angewiesen sein. Wahlversprechen der Landesregierung war eine Lehrerversorgung von 104%. Doch durch die Einsparungen wird die Lehrerversorgung allein im nächsten Jahr auf unter 96% sinken. Durch geschickte Rechnungen wird das Sinken der Lehrerversorgung durch die Landesregierung verschleiert. Bei diesen Kürzungen Gymnasien und Grundschulen gegen Flüchtlinge, Ganztagsschulen und Inklusionskinder auszuspielen ist billig. Wir brauchen generell mehr LehrerInnen und eine gute Bildung für alle. Das gegliederte Schulsystem ist schon ungerecht, aber durch weniger Auswahl in der Oberstufe und weniger Lehrer gibt es noch weniger Chancengleichheit.
Fehlende Sanierungindex4smaßnahmen
Das Beispiel dieser Kürzungen ist nur eines, was uns die schlechte Bildungssituation in Hessen darstellt. Auch in der Infrastruktur fehlt es massiv an Geld. Hier ein Beispiel: Allein in Wiesbaden werden 400.000 Millionen für die Sanierung von Schulen gebraucht. Aber der SPD-Oberbürgermeister Wiesbadens plant gerade einmal 10 Millionen ein und feiert sich dafür schon hart ab. Auch wenn diese 10 Millionen gerade einmal zur Instandhaltung der aktuellen Infrastruktur reichen. Die Kommune sagt sie wäre arm, aber sie verzichtet auf mögliche höhere Einnahmen z.B. durch eine Erhöhung der Gewerbesteuer. Das Ergebnis: hohe Lärmbelastung durch schlechte bauliche Bedingungen, zu kleine Sporthallen, erhöhte Erkrankungsgefahr durch undichte Fenster, ein veraltetes Wasserrohrsystem, Befall der Gebäude mit Wasserflecken durch überfällige Sanierungsmaßnahmen, Hygieneprobleme durch überlastetes Putzpersonal, fehlende Aufenthaltsräume und vieles mehr. Und in all unseren Städten merken wir, wie ätzend marode Schulen, überforderte LehrerInnen und zu große Klassen sind. Das passiert, wenn man an Kommunen spart, aber für Steuergeschenke für Unternehmen, die Bundeswehr und Bankenrettung das Geld da ist. 10 Billionen € beträgt das Vermögen in Deutschland. 1% der Bevölkerung besitzt davon 3,5 Billionen €. Über diese Zahlen sollte man nachdenken, wenn an der Bildung gespart wird.

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