Neonazikonzert in Mittelhessen

veröffentlicht am: 9 Sep, 2014

Nachfolgend dokumentieren wir die Pressemitteilung der Antifaschistischen Bildungsinitiative (Antifa-BI e.V.)
 

(PM)Rechtsrock-Konzert in Mittelhessen
Gestern Abend fand Hungener Ortsteil Villingen im Landkreis Gießen ein
Rechtsrock-Konzert statt. Die Neonazis hatten als Vorab-Treffpunkt eine
Tankstelle in Wölfersheim eingerichtet. Hier wurden sie von Mitgliedern
der Antifaschistischen Bildungsinitiative e.V. beobachtet. Es waren etwa
60 Neonazis aus Hessen und NRW anwesend, die sich ungestört sammeln
konnten. Es sei absolut unverständlich, wieso sich diese ohne ein
massives Polizeiaufgebot und somit unkontrolliert haben treffen können.
Die Kulisse habe auf Passanten absolut einschüchternd gewirkt, so die
Antifa-BI e.V. Die Rechtrock-Fans wurden von ihrem Wölfersheimer
Treffpunkt weiter zum Konzertort, einem Privatgelände in
Hungen-Villingen gelotst.  Hier spielte der ehem. Sänger der
Neonazi-Combo Landser. Landser wurde in Berlin  als kriminelle
Vereinigung eingestuft, der Sänger erhielt eine Vorstrafe.  Der
„Lunikoff-Balladenabend“ mobilisierte überwiegend ältere Neonazis, die
in Villingen ihren Menschenhass unges
  tört austoben durften.
Seit dem Film „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ von Thomas
Kuban ist durch seine mutigen Undercover-Reportagen belegt, dass fast
kein Rechtsrock-Konzert ohne massive Straftaten abläuft. Rechtsrock ist
die Einstiegsdroge in die organisierte Neonazi-Szene – und für ältere
Neonazis ein verbindender und vernetzender Szene-Event. Mit solchen
Konzerten wird eine Szene verfestigt. Die hessischen Neonazis feiern das
Konzert als gelungenen Auftakt und kündigen weitere Konzerte an. Das
nicht-öffentlichen machen solcher Konzerte und die Geheimhaltungstaktik
der Exekutive in Hessen haben dies erst ermöglicht. Adressat unserer
Kritik ist jedoch die hessische Landesregierung, die dies politisch zu
verantworten hat. Wir hoffen, dass diese dem Beispiel anderer
Bundesländer folgt und endlich konsequent gegen Neonazi-Veranstaltungen
vorgeht.
Rechtsrock wurde in Deutschland vom verbotenen und terroristischen
„Blood and Honour“ Netzwerk etabliert. Wer dieses Konzert, das in
Szene-Verteilern beworben wurde, organisiert hat, ist unbekannt. Jedoch
kommen führende „Blood and Honour“ Köpfe aus dem Landkreis Gießen.
Staat und Zivilgesellschaft machen einen riesigen Fehler, wenn solche
Konzerte unter dem Deckmantel einer vermeintlichen „Neutralität“
stattfinden können. Diese „Neutralität“ ermöglicht den Neonazis erst
viele weitergehende Tätigkeiten, die wie im Fall der NSU-Morde zu
organisiertem Mord und Totschlag führen können. Es ist absolut
inakzeptabel, dass dieses Konzert nicht aufgelöst wurde. Es bleibt zu
hoffen, dass auch in Hessen endlich Lehren aus der Geschichte gezogen
werden.
Die Antifa-BI e.V. wird im Kampf für Demokratie und gegen den
Menschenhass weiterhin auf Prävention, Aufklärung und Bildung setzen und
hofft, dass sich diesem viele anschließen. Denn nur mit vielen
informierten und aktiven Menschen können wir den Neonazis erfolgreich,
friedlich und entschlossen entgegen treten.  Kein Raum und kein Platz
für Neonazis in Hessen.

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